Sklaven der Bildschirme: Wie Handys unsere Kommunikation killen
"Er kommt: Marcus Kutrzeba. Ein Seminarraum, ein Flipchart, ein Trainer. Ein Mann und sein Wissen kämpfen gegen die Ablenkung." So oder so ähnlich würde das Intro zu "Knight Rider", einer TV-Serie meiner Kindheit, klingen – wäre das Smartphone bereits erfunden gewesen. Ein Seminar, das bedeutete früher Austausch, Inspiration und Lernen. Das hat sich geändert...
Das Handy als Heiligenstatue
Ein Seminarraum, volle Aufmerksamkeit? Schön wär’s! Statt leuchtender Augen sehe ich immer öfter leuchtende Displays. Teilnehmer hängen am Handy wie an einer Nabelschnur, unfähig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ständiges Tippen, Nachrichten checken, immer wieder der Griff zum Smartphone – ist das eine harmlose Gewohnheit oder das Symptom eines neuartigen Zwangs?
Heute liegt das Handy wie ein Heiligtum auf dem Tisch, gut sichtbar – egal ob im Seminarraum, am Mittagstisch oder in der Kaffeepause. Es dominiert die Aufmerksamkeit, noch bevor die Inhalte überhaupt beginnen. Manche verlassen sogar ständig den Raum, angeblich für Wichtiges, aber es wirkt, als sei alles interessanter als das Hier und Jetzt. Und oft sind es die Führungskräfte selbst, die dieses Verhalten unbewusst vorleben.
"Teilnehmer hängen am Handy wie an einer Nabelschnur."
Kampf gegen die Ablenkung
Ein Handy auf dem Tisch sendet eine klare Botschaft: „Du bist langweilig.“ Selbst wenn es mit dem Display nach unten liegt, bleibt der Fokus darauf. Humorvolle Ansagen oder Regeln wie „Wessen Handy klingelt, zahlt eine Runde!“ greifen kaum. Die Verhaltensmuster sitzen tief. Handys einzusammeln? Für Erwachsene ein absurder Eingriff in ihre persönliche Freiheit.
Zwar sehen manche im Handy eine Chance, Wissen schnell verfügbar zu machen. Aber die Realität schaut anders aus: Die meisten scrollen durch WhatsApp oder schauen Katzenvideos. Warum? Smartphones triggern unser Belohnungssystem, jede Nachricht löst einen Dopamin-Kick aus – ähnlich wie Glücksspiel. Das macht sie so verführerisch und zeigt: die Handynutzung ist oft mehr Sucht als Suche.
Tod der Kommunikation
Handys, ursprünglich erfunden, um Menschen zu verbinden, entfremden uns heute voneinander. Die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne schrumpft, echte Gespräche verkümmern. Wie sollen Beziehungen gedeihen, Konflikte gelöst oder Geschäfte abgeschlossen werden, wenn der Blick immer wieder auf den Bildschirm wandert?
Im Seminarraum wird das besonders gut sichtbar. Der Preis? Der Tod der Kommunikation. Anstatt sich auf Inhalte und Begegnungen zu konzentrieren, lenkt die digitale Welt ab – und nimmt uns die Chance auf echtes Lernen und Austausch.
"Ein Handy auf dem Tisch sendet eine klare Botschaft: „Du bist langweilig.“
Weniger Pixel, mehr Präsenz
Die ständige Smartphone-Nutzung ist keine Nebensache mehr, sondern ein Symptom unserer Zeit. Ja, Handys können Werkzeuge sein, aber ohne klare Grenzen zerstören sie mehr, als sie nützen. Ein Seminar kann nur lebendig werden, wenn die Menschen anwesend sind – nicht bei ihrem Bildschirm, sondern bei sich und ihrem Gegenüber
Das Handy einfach abzuschalten oder gar zuhause zu lassen, mag unbequem sein, aber es ist ein Schritt zu mehr Aufmerksamkeit und echter Kommunikation. Denn nur, wer wirklich zuhört und präsent ist, schafft Vertrauen, löst Konflikte und macht Fortschritte – im Seminar und darüber hinaus.
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