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Meine schräge Story

Wer mich kennenlernt, begegnet einem Lebemann, einem „Jodel-Yankee“, 1979 geboren und aufgewachsen in New York. Durch die Trennung meiner Eltern kam ich im Alter von 8 Jahren nach Österreich – so schlagen zwei Seelen in meiner Brust. Als Teenager wollte ich es zum Berufstennisspieler schaffen und trainierte täglich für diesen großen Traum. Zwar schaffte ich es kurz auf die ATP-Weltrangliste, aber der Durchbruch gelang mir nicht. Ich hatte das Gewinnen im Kopf, aber nicht die Einstellung eines Siegers. Der Spaß an der Sache blieb auf der Strecke.

Es folgten ein Wirtschaftsstudium und viele Gelegenheitsjobs, um es zu finanzieren. In dieser Zeit habe ich eine Menge über Menschen gelernt: Wie man sich selbst gut verkauft und was Menschen dazu motiviert, zu kaufen. Von dem mir dafür in die Wiege gelegten Talent ahnte ich damals noch nichts.

Dann habe ich das Verkaufen praktisch gelernt: Mit meinem Abschluss als Betriebswirt standen mir viele Wege offen. Zuerst verschlug es mich als Praktikant in eine Bank. Die Arbeit dort, vorwiegend hinter dem Computer, brachte den Zusammenbruch – vor Überlangeweile.

In der Versicherungsbranche fand ich mein erstes Zuhause als Trainer. Dort wurde ich für Verkauf und Führung ausgebildet, sollte Leiter der Ausbildungsabteilung werden. Doch ich wollte keine Abteilung leiten, ich wollte Trainer sein. Das machte mir Spaß und wurde zu meiner Erfüllung.

Meinen Mentoren aus dieser Zeit verdanke ich viel, sie haben mir all ihr Wissen weitergegeben und mich bestärkt, meinen eigenen Weg zu gehen – er führte in die Selbstständigkeit.

Heute habe ich begeisterte Kunden aus sämtlichen Branchen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol. Es ist großartig, mit Menschen zu arbeiten, die selbst etwas bewegen wollen. So ist es für mich keine Arbeit, kein Beruf. Es ist meine Berufung und liegt mir im Blut wie meine DNA.

Mein Vater Joseph sprang als Teenager während des 2. Weltkrieges durch die Dachluke eines fahrenden Zuges – er sollte nach Treblinka deportiert werden. Während der Rest seiner Familie dort ums Leben kam, hat es mein Vater geschafft: Er wurde von einem Priester aufgenommen und wuchs unter einer verdeckten Identität auf, die seine jüdische Abstammung verschleierte. So kam er zum Namen Kutrzeba. Er hatte überlebt, dafür allerdings seine Herkunft, seinen Namen und seine bisherige Existenz verkauft. Zeit seines Lebens haderte er damit. Das war auch Grundlage für sein späteres Buch »The Contract: A life for a life«.

Joseph wanderte nach Amerika aus und landete auf einer Kartoffelfarm. Ohne Familie und ohne Geld. Als der Korea-Krieg begann, meldete er sich freiwillig. Und wann immer er seine Lebensgeschichte erzählte, hieß es, sie sei filmreif. Also tat er, was zu tun war: Joseph wollte nach Yale. Mit einem Eiswagen finanzierte er sein Leben. Er verkaufte nur zwei Eissorten, davon aber jede Menge, anstatt viele Sorten nur halbherzig. Er machte den Menschen die Entscheidung leicht. Er hatte Talent, war der geborene Verkäufer.

Für Yale bekam er ein Stipendium, wurde Film- und Theaterprofessor, ging nach New York und gründete sein eigenes Theater. In den 1970er Jahren war er für den Tony Award nominiert, eine Auszeichnung für das Rock-Musical »The Lieutenant« – seine Lebensgeschichte.

Als ich geboren wurde, war mein Vater 52 Jahre alt. Vieles, was ich heute vom Verkaufen weiß, habe ich von ihm geerbt. Es ist meine DNA!