ROLLSCHUHE ODER REITPFERD? SCHENKEN IST TYPSACHE

Es ist wieder so weit, es ist Vorweihnachtszeit. Die einen lieben, die anderen hassen sie. Egal zu welcher Gruppe du gehörst, wie und ob du Weihnachten feierst, ein Thema ist zurzeit allgegenwärtig: das Schenken. Zwar verfällt nicht jeder beim Anblick von Kerzen, Lichterketten und Weihnachtskitsch in ein ekstatisches Hochgefühl, aber Schenken und Beschenktwerden macht uns allen Freude. Meistens jedenfalls. Worauf kommt’s an?

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Geschmäcker sind verschieden

Wenn wir Geschenke machen, neigen wir dazu, anderen das zu geben, was wir selbst schön finden oder gerne hätten. Das kann gut- oder nach hinten losgehen. Was daran liegt, dass jeder anders ist und anderes mag. Nirgends zeigt sich das deutlicher als unterm Christbaum.

Eine Reitstunde eignet sich für tierscheue Technikliebhaber wahrscheinlich genauso wenig wie Rollschuhe für den betagten Großvater meiner Frau oder ein Werkzeugset für den Anti-Heimwerker, der ich bin. Der wichtigste Hinweis lautet daher: Geh nicht von dir selbst aus! 

Versetze dich in die Lage des anderen  

Um etwas auszuwählen, das wirklich Freude macht, brauchst du ein wenig Beobachtungsgeschick und Einfühlungsvermögen. Deine Aufmerksamkeit allein ist schon ein großes Geschenk – kommen heute die Geschenke ja viel öfter aus dem Online-Shop als von Herzen.

Wie tickt die Person, die du beschenken willst? Hier ein paar Hinweise, nach denen du dich bei der Geschenkauswahl richten kannst:

1. Verhalten im Alltag

Wie verhält sich die Person allgemein im Alltag? Wie wirkt sie auf andere, wie denkt und arbeitet sie? Ist sie eher ...

a) fröhlich, familiär, gemütlich, fantasievoll, empathisch, mitteilsam, intuitiv, optimistisch, bequem, beliebt und sympathisch?

b) aktiv, spontan, praktisch, emotional, impulsiv, dynamisch, dominant, mitreißend, überlegen und statusbetont?

c) ruhig, analytisch, überlegt, distanziert, sachlich, geordnet, überzeugend, zurückhaltend, verschlossen, planvoll und perfektionistisch?

2. Verhalten bei besonderen Anlässen

Wie benimmt sich die Person in einer Gruppe? Welchen Stellenwert haben Feierlichkeiten oder Familienfeste wie Weihnachten, Ostern, Geburtstage etc. in ihrem Leben?

a) Beziehungen sind dieser Person extrem wichtig. Sie hält Traditionen hoch, genießt das gesellige Beisammensein und ist ein gern gesehener Gast. In einer Gruppe strahlt sie Heiterkeit und Optimismus aus. Das leibliche Wohl darf nicht zu kurz kommen.

b) Diese Person nützt den Kontakt mit anderen, um im Mittelpunkt zu stehen oder einen Vorteil daraus zu ziehen. Beim Familienfest schaut sie kurz vorbei, hat ansonsten Wichtigeres zu tun. Übertriebene Förmlichkeiten langweilen sie, gegen Konventionen lehnt sie sich auf.

c) Gemeinschaftliche Aktivitäten sind ihr eher eine Pflichtübung als Vergnügen. Überhaupt ist sie nur aus Ordnung und Moralgefühl mit dabei. Die Person sucht Rückzugsmöglichkeiten und einen gewissen Abstand zu anderen. Sie hält sich lieber am Rand einer Gruppe auf und gibt sich gesprächsscheu.

3. Verhalten bei Geschenken

Wie empfindet die Person den Akt des Beschenktwerdens? Wie packt sie (d)ein Geschenk aus, wie reagiert sie darauf?

a) Sie zeigt offen ihre Gefühle und Dankbarkeit. Sehr wahrscheinlich sucht sie den Kontakt, etwa durch eine Umarmung. Sie liebt Geschenke, vor allem Überraschungen, und kann sich auch über Kleinigkeiten freuen. Das Geschenkpapier wird feinsäuberlich gefaltet und für eine andere Gelegenheit aufbewahrt.

b) Der Person fehlt die Geduld, aufwendige Verpackungen sind ihr ein Graus. Geschenke werden blitzschnell ausgewickelt und an Ort und Stelle getestet – egal, ob ein Paar Socken oder Skier. Du merkst direkt, was die Person davon hält, gespielte Bescheidenheit liegt ihr nicht.

c) Die beschenkte Person benimmt sich höflich aber reserviert. Womöglich legt sie das Geschenk beiseite und packt es erst aus, wenn sie unbeobachtet ist. Ein Handschlag samt einem „das wäre nicht nötig gewesen“ ist das höchste der Gefühle. In einem Buch oder einer Bedienungsanleitung findet sie den einzigen Fehler und weist dich darauf hin.

Geschenke für jeden Typ

Die Kategorisierung ist zwar grob, gibt dir aber doch eine Idee, welches Geschenk zu wem passen könnte. Wenn du weißt, wen du vor dir hast, wird dir das Schenken leichter fallen.

So mag der gesellige Typ (a) Geschenke mit einer persönlichen Note, gutes Essen, Erholung und das traute Heim; außerdem Traditionelles, die Natur und andere Menschen. Wichtig ist auch die Verpackung, denn so jemand möchte überrascht werden sowie Papier und Schleife aufheben.

Der rasante Typ (b) bevorzugt besondere Geschenke, die sofort anwendbar und praktisch sind sowie exklusive Dinge oder Events, die nicht jeder hat bzw. bekommen kann. Achte darauf, keine aufwendige Verpackung anzubringen, es geht ihm nicht schnell genug.

Der bedachte Typ (c) freut sich über individuelle, sachlich-technische Geschenke, die Fortschrittlichkeit und Langlebigkeit versprechen. Gutscheine aller Art sind auch gern gesehen, denn ihm ist es wichtig, selbst zu bestimmen und sich nicht voreilig festlegen zu müssen.

Den Gaul kannst du dir schenken

Ob das Geschenk den Geschmack trifft, merkst du, wenn es ausgepackt wird. Vorausgesetzt, der Beschenkte ist aufrichtig! Leider schauen zu viele Leute einem geschenkten Gaul nach wie vor nicht ins Maul. Sprich, sie lächeln ein unpassendes Geschenk freundlich weg – und stellen es entweder ganz hinten ins Regal oder in eine von vielen Tauschbörsen.

So ein Verhalten trägt natürlich null dazu bei, dass wir einander besser kennenlernen undverstehen. Und so wiederholt sich das mühsame (Schau-)Spiel aufgesetzter Dankbarkeit wortwörtlich „alle Jahre wieder“. Froh und munter macht das keinen der Beteiligten. Besser ist es, mit der Wahrheit rauszurücken, wenn etwas gar nicht gefällt.

Es ist nichts dabei, in einer ruhigen Minute mit dem Schenker zu sprechen und ihm zu danken. Aber auch dazuzusagen, dass er nicht ganz den Geschmack getroffen hat. Kinder sind wie so oft gute Vorbilder: Sie wissen noch nicht, dass es eine gesellschaftliche Konvention gibt, nach der wir auch hässliche Schals oder kratzende Pullover genügsam annehmen sollen. Lassen wir das! Auch ein „nein danke“ ist schließlich ein danke.

Geben ist seliger denn Nehmen

Um Freude zu schenken, müssen wir nicht tief in die Tasche greifen. Es muss auch nichts Materielles sein. Die entscheidende Frage lautet: Was hast du zu geben? Was würde deinen Mitmenschen helfen? Was brauchen sie? Oft ist es mit Zeit verbunden. So gut wie jeder schätzt etwa ein gutes Gespräch, aus dem man menschlich etwas ziehen kann.

Solche Geschenke sind auch ganz unabhängig von Feiertagen wie Weihnachten möglich. Denn wer freut sich nicht viel mehr über ein unerwartetes, aber wohl überlegtes Geschenk aus Interesse an der eigenen Person, als über ein „Zwangsgeschenk“ zu Weihnachten, das noch schnell in letzter Minute besorgt wurde?

Falls dir noch immer die zündende Idee fehlt, schenke doch ein individuelles Training oder Coaching mit mir und mach dir selbst oder anderen eine Freude damit.