Jeder macht's anders
Es gibt einen bestimmten Satz, den ich irrsinnig oft höre. Ein Vorgesetzter oder eine Führungskraft sagt zu mir: „Ich verstehe nicht, warum mein/e Mitarbeiter/in nicht ...“ Mehr telefoniert. Die Inbox leert. Mit Kunden Kontakt hält. Sorgfältiger plant ... Die Liste ließe sich ewig fortsetzen.
Ich denke mir dann immer: „Hoppla, da gibt es Aufklärungsbedarf!“ Es ist nämlich zu unterscheiden, ob jemand anderes nicht tut, was wir von ihm möchten. Sprich, Vereinbarungen nicht einhält. Oder ob er oder sie es nicht tut, so wie wir uns das vorgestellt haben. „Ich verstehe nicht, warum jemand anderes nicht ...“, kann also bedeuten: Ich habe nicht verstanden oder akzeptiert, dass es unterschiedliche Charaktere gibt und jeder auf seine eigene Weise zu Glück und Erfolg kommt.
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Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt
Im Lauf unseres Lebens geraten wir immer wieder in Situationen, in denen wir uns wünschen, jemand anderes würde genau so handeln, wie es uns gefällt. Wie im genannten Beispiel in Firmen, wenn Chef oder Chefin etwas Bestimmtes von ihren Mitarbeitern erwarten. Auch in unserem Privatleben kommt es regelmäßig vor, etwa unseren Freunden, Partnern oder Kindern gegenüber.
Wenn ich beispielsweise zuhause aufräume, dann räume ich nach meinen Kriterien auf. Meine Tochter dagegen nach ihren Kriterien. Der Prozess kann und wird komplett anders aussehen. Denn sie macht die Dinge so, wie es ihr gefällt. Und genauso ist es im Vertrieb. Der ganze Tagesablauf, der Workflow, die Organisation, das Zeitmanagement ... das macht jeder so, wie es ihm gefällt. Ganz im Sinne von Pippi Langstrumpf, die sich so ihre eigene Welt geschaffen – und damit übrigens die ganze Welt erobert – hat.
Warum wir uns mit Andersartigkeit schwertun
Der Wunsch, dass jemand anderes etwas genau so macht, wie wir selbst, hat zunächst einen guten Grund: Es gibt Sicherheit. Wir kennen uns selbst und wissen, was wir können und was nicht. Das heißt, auf welche Weise uns die Dinge gelingen. Handelt jemand konträr dazu, kann uns das verunsichern. Weil wir dann nicht abschätzen können, wie die Sache ausgehen wird.
Die Sehnsucht, dass andere Leute handeln wie wir selbst, scheint in den vergangenen zwei Jahre noch stärker geworden zu sein. Vermutlich unter dem Eindruck, dass in dieser krisengebeutelten Zeit viele Pläne durchkreuzt wurden und den Menschen zunehmend das Vertrauen ineinander abhandengekommen ist. Die Ergebnisse unserer und ihrer Handlungen waren nicht mehr so einfach absehbar. Aber genau darum geht es: Um das Ergebnis.
Nur das Ergebnis zählt
Wenn ich gerne hätte, dass jemand etwas so macht wie ich es will, dann habe ich ein Thema mit meinen Erwartungen. Ich darf mir nämlich nicht erwarten, dass es jemand genauso macht wie ich. Das einzige, was ich tun kann, ist, meine Bedürfnisse auszusprechen. Also das, was ich brauche. Und mit jenen meines Gegenübers abzugleichen. Was braucht der andere?
Dann wird eine Vereinbarung getroffen. Sobald wir uns auf ein Ergebnis geeinigt haben, geht es darum, die Zügel loszulassen und zu sagen: „Du kannst es machen wie du willst. Aber es gibt dann keine Diskussion mehr über die Vereinbarung. Nur das Ergebnis zählt.“ Wie jemand zu diesem kommt, deine Mitarbeiter beispielsweise, soll nicht deine Sorge sein. Das liegt in deren Verantwortung. Du kannst sie begleiten und dabei unterstützen, mehr nicht.
Was ist zu tun?
In den Unternehmen, in die ich gerufen werde, wird oft stundenlang darüber diskutiert, wie man die Dinge „richtig“ macht. Wie man ein Telefonat führt, wie man mit Kundenbeschwerden oder Einwänden umgeht, wie man seinen Tag strukturiert. Diese generellen Analysen kann man sich sparen. Weil es den einen, objektiv richtigen Weg – das WIE – nicht gibt.
Das Ergebnis, das WAS, muss dagegen vorgegeben sein. Was wir machen in unserer Firma für den Kunden beispielsweise. Das sollte für alle klar sein. Leider kommt es noch viel zu oft vor, dass Vorgesetzte meinen, neben dem Was auch das Wie vorgeben zu müssen; wie die Mitarbeiter ihre Sache (richtig) machen sollen. So läuft das nicht! Wer glaubt, die richtige Art zu arbeiten zu kennen und versucht, sie anderen aufzudrücken, wird daran scheitern.
Wie ist es stimmig?
Jeder Mensch kann und braucht etwas anderes als sein erfolgreicher Vorgesetzte oder Chef. Was wir alle benötigen, ist dieser gewisse Spielraum, damit wir die Dinge so tun können, wie es uns liegt. Denn unsere Hauptmotivation ist, dass wir unsere Aufgaben unserer Natur entsprechend erledigen können. Viel wichtiger ist es daher zu analysieren, wie jemand etwas machen kann, sodass es für ihn individuell passt, das heißt, stimmig ist.
Ich höre schon meine Kritiker: „Ich kann doch nicht jedem Mitarbeiter erlauben, alles so zu tun, wie er es für richtig hält!“ Doch. Und das musst du sogar, wenn du damit erfolgreich sein willst. Denn nur dann klappt es auch. Jeder macht's eben anders!
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