Im Team läuft’s nicht!

Erfolg in einem Unternehmen ist wie beim Mannschaftssport ein gemeinsamer Auftrag. Viele meiner Kunden wollen daher wissen, wie sie ein gutes Team bekommen. Meistens weil es im Vorhandenen nicht mehr läuft wie gewünscht. Sie buchen also ein Teamtraining. Und wundern sich dann, was das bei mir heißt ...

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Es war schon auffällig, was meine Auftraggeber in den letzten ein, zwei Jahren erzählt haben: „Herr Kutrzeba, bei uns im Team läuft’s gar nicht gut!“ Und: „Was soll ich machen, damit meine Leute besser zusammenarbeiten?“ Oder: „Die Mitarbeiter tun sich schwer miteinander, denen fehlt das ‚Wir-Gefühl‘!“

Ich frage mich: Mangelt es auf einmal wirklich am Wir-Gefühl? Ist es das? Und wenn ja, was kann man dafür tun, dass aus Einzelnen (wieder) ein gutes Team wird? Welche Maßnahmen machen da Sinn?

Der Traum vom perfekten Team

Unternehmen sind nur so gut wie die Menschen, die darin arbeiten, heißt es. Der Satz wurde schon oft zitiert und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wer ihn zum ersten Mal formuliert hat. Das wissen auch die vielen Unternehmer nicht, die sich danach richten. Sie träumen nämlich vom perfekten Team und glauben, dass man dafür nur die passenden Mitarbeiter braucht.

Wenn man nur „die Richtigen“ (was immer damit gemeint ist) zusammenbringt, dann wird der Laden schon laufen! Falsch gedacht. Das garantiert längst nicht, dass ihr Zusammenwirken funktioniert. Wer will, dass es im Team gut läuft, muss den Fokus darauf richten, das richtige Umfeld zu kreieren. Aber was, wenn sich die Umstände ändern, so wie das in der jüngeren Vergangenheit der Fall war? Tja, dann hilft nur mehr die richtige Einstellung, damit der Teamspirit nicht versiegt.

Kein Gefühl für das Wir

Dummerweise sind wir überwiegend zu Einzelgängern erzogen worden, und nicht zu Teamplayern. So haben wir als Kinder im Alleingang um gute Noten kämpfen, alle denselben Einheitsbrei lernen und unseren Sitznachbarn dabei weder helfen („Du störst den Unterricht!“), noch uns von ihnen helfen lassen dürfen („Du schummelst!“).

Ab einem gewissen Alter, spätestens im Berufsleben, erwartet man wie selbstverständlich Teamkompetenz von uns. Wo soll sie plötzlich herkommen? Die Einzelkämpfermentalität hängt uns noch nach. Gleichzeitig wird in vielen Bereichen verlangt, dass wir uns fremden Interessen unterordnen. Dieser geistige Spagat macht es nicht leicht, ein gutes Gefühl für das "Wir" zu entwickeln.  

Sinnvolle Maßnahmen für das Wir-Gefühl

Wenn ich für ein Teamtraining gebucht bin, erwarten die Teilnehmer öfters, dass sie stundenlang Gruppenarbeiten machen werden. Aber wackelige Papierbrücken als Teambuilding-Maßnahme? Davon halte ich nichts. Teamgefühl kann man nun einmal weder kaufen noch im Seminarraum künstlich erzeugen.

Sicher geht es darum, Menschen zusammen an einem gemeinsamen Ziel werken zu lassen. Aber ein im (Arbeits-)Alltag belastbares Team entsteht meiner Meinung nach genau dort – und nur dort. Das heißt, das angestrebte Wir-Gefühl eines Teams kann sich aus meiner Sicht ausnahmslos durch Freude an und bei der (Zusammen-)Arbeit entwickeln.

Teams in Fluss bringen

Wenn mir nun jemand sagt, es mangelt in der Firma am Wir-Gefühl, dann schaue ich direkt, woran es liegt. Entweder hat

  1. jemand nicht den Spaß bei seiner Tätigkeit, den er haben sollte; und/oder
  2. die Bedürfnisse der Einzelnen sind nicht klar genug.

In den gerade zurückliegenden Jahren sind gleich mehrere Voraussetzungen für Punkt 1. auf einmal weggefallen: Abläufe und Routinen, Nähe und Miteinander, Frohsinn, Leichtigkeit, Gemeinsamkeit, Zusammenhalt, Vertrauen und Zuversicht. Kein Wunder, dass die „Spaßquelle“ für viele versiegt ist und man die Teams erst wieder in Fluss bringen muss.

Spaß an und bei der Arbeit zu haben ist essentiell für Teams. Wer ihn hat, steckt andere damit an. Fehlt der Spaß an der Sache – insbesondere auch an der gemeinsamen –, überträgt sich das ebenso aufs Team. Je verschiedener die Menschen sind, die zusammenarbeiten sollen, umso mehr muss man sich außerdem mit Punkt 2. beschäftigen: Den Bedürfnissen bzw. Interessen der einzelnen Personen.

Einzel- versus Teaminteressen

Jeder Mensch bringt individuelle Stärken, Schwächen und Fähigkeiten in ein Team ein. Die Kunst ist, diese so zusammenzuführen, dass sie zum größten Nutzen aller eingesetzt werden. Der eine ist langsam und bedacht, der andere schnell und impulsiv. Manche sind gesellig – sie haben still und einsam im Homeoffice gelitten. Andere können sich im Gemeinschaftsbüro überhaupt nicht konzentrieren.

Das ist nicht zu bewerten. Sondern zu fragen: Wer braucht was? Was ist für den Einzelnen wichtig? Wo hat jemand Prioritäten? Wenn die Antworten nicht für alle im Team klar sind, braucht man nicht auf ein gutes Miteinander zu hoffen.

Übrigens: Die Bedürfnisse einzelner Teammitglieder stehen einem Wir-Gefühl und funktionierenden Teamwork niemals per se im Weg. Werden sie berücksichtigt, schalten sie sogar automatisch in den Kooperationsmodus. Und das sollte ja wohl das Hauptinteresse eines jeden Teams sein!

Mehr dazu bald hier im Blog.

Hör dir heute schon den ganzen Beitrag in meinem Podcast an!