Bist du besessen?
Neulich bin ich mit einer kleinen Hexe durch die Nachbarschaft gezogen. Es hingen Spinnweben an den Fensterscheiben, Gräber waren im Vorgarten ausgehoben und Skelette am Zaun aufgehängt. Rauchschwaden stiegen aus diffus beleuchteten Garagen und Leichenteile ragten aus Mülltonnen. An so mancher Stelle wollte ich am liebsten davonlaufen vor Grauen! Aber nicht wegen der Horror-Deko der Leute. Mich beunruhigte etwas ganz anderes.
In meiner frühen Kindheit in Amerika war es gang und gäbe, zu Halloween verkleidet an fremden Türen zu läuten und um Süßigkeiten zu bitten. Hierzulande ist der Brauch noch recht jung. Man mag davon halten was man will – ein Spaß für die Kinder, unsägliche Amerikanisierung oder plumpe Geschäftemacherei. Jedenfalls ist es eine gute Gelegenheit zur Beobachtung. „Watch and learn“, pflegte mein Vater zu sagen.
Denn es gibt viel zu sehen und noch mehr daraus zu lernen. Damit meine ich nicht die mancherorts inszenierten Gruselkulissen, die Stephen King höchstpersönlich das Fürchten lehren würden. Ich rede von den ganz alltäglichen Dingen, den Habseligkeiten und Besitztümern der Menschen. Und der damit verbundenen Einstellung, die sie widerspiegeln.
Besitz wird nicht, er macht besessen
Ich sehe zum Beispiel unzählige geparkte Autos vor kreditfinanzierten Eigenheimen, riesige Fernseher und Pools, ungenützte Sport- oder Spielgeräte und vieles mehr. Ihre Besitzer haben es sich bequem eingerichtet im Leben. Trotz allem wirken viele von ihnen wahlweise lust- und antriebslos oder abgehetzt und überlastet.
Wer sich so fühlt, zieht häufig los und kauft ein. Konsumieren als Ausgleich zu den Belastungen des Alltags quasi. Aber Besitz belastet, wie es im Volksmund heißt. Ich gehe noch weiter und behaupte, dass er uns regelrecht besessen macht. Ein von Sachen überhäuftes Leben ist nicht erfüllend, sondern erfüllt von Leere. Und mit jedem Ding, das dazukommt, wird es noch leerer.
Besessen von Bequemlichkeit
Das liegt meiner Meinung nach vor allem am Streben nach Bequemlichkeit. Wir verwechseln sie mit Erholung, Luxus und dem Gefühl, „es geschafft“ zu haben. Dabei ist unsere Bequemlichkeitshaltung ein Hauptgrund, warum wir womöglich nicht die Begeisterung verspüren, auf die wir aus sind. So ein Mindset macht auf Dauer stumpf und träge.
Das Schlimmste ist, dass es nach und nach von uns Besitz ergreift wie ein böser Geist. Es schnappt sich unsere Lebensfreude und Motivation und zehrt sie auf. Unser Wahrnehmungsvermögen nimmt ab, bis der innere Funke fast erloschen ist. Infolgedessen brauchen wir immer mehr von dem „Stoff“, der uns (kurzfristig) lebendig und glücklich fühlen lässt – wir sind besessen davon.
Was brauchst du wirklich?
Ich kenne das selbst nur zu gut. Ich dachte auch, mit einem monatlichen Einkommen von XY und einem Audi, BMW oder Mercedes (hatte ich übrigens alle) wäre ich erfolgreich und automatisch glücklich. Aber was, wenn nicht? Was, wenn das Gegenteil der Fall ist?
Brauchst du die teure Uhr am Handgelenk? Einen Smart-TV? 50 Paar Schuhe? Ich sage nicht, dass das schlechte Dinge sind. Sie zu besitzen kann extrem befriedigend und für ein sorgloses Leben auch in gewissem Maße notwendig sein. Diese banalen Beispiele stehen nur stellvertretend für so vieles, was du der Bequemlichkeit halber tust.
Das Sehnen nach Erfüllung und Glück
Ich möchte dich zum Nachdenken bringen, was deine Einstellung zum Besitzen angeht. Weil ich sehe, was die Verknüpfung von Erfüllung und Lebensglück mit materiellen Gütern und der Expansion der Bequemlichkeit mit den Menschen anrichtet: Sie zerstört das vorhandene Potenzial, indem sie die Sehnsucht nach ihrer Bestimmung betäubt.
Wenn du dich dagegen befreist von den unnützen Dingen im Leben, wirst du dankbarer und motivierter. Du siehst wieder klar und kommst leichter ins Tun. Das ist umso wichtiger, wenn du vor Entscheidungen bzw. Herausforderungen stehst. Was wird dir eher helfen, sie zu überwinden – dein Besitz oder deine Einstellung?
Willst du einen klaren Kopf und bist du bereit, unbequeme Dinge zu tun? Dann hol dir meine Unterstützung.