Beziehungsführerschein: Brauchen wir eine Lizenz für den Umgang mit anderen?
Zwischenmenschliche Beziehungen laufen selten reibungslos. Besonders am Arbeitsplatz gibt es immer wieder Konflikte: mit Kollegen, Chefs, Kunden oder Lieferanten. Einer fühlt sich übergangen, der andere nicht ernst genommen. Die Schuld wird schnell beim Gegenüber gesucht. Aber ist das wirklich das Problem? Und was ist die Lösung?
Unbewusstes vergiftet den Alltag
In Meetings wird geschrien, in E-Mails passiv-aggressiv gepöbelt, beim Smalltalk gestichelt, und Kränkungen werden weggelächelt. Kommt dir das bekannt vor? Ich kann dir sagen, das ist der triste Alltag vieler Firmen.
Der Zündstoff, der Situationen wie diese eskalieren lässt, sind innere Unsicherheiten und unerledigte Konflikte. Wer alle möglichen harmlosen Kommentare als persönliche Attacke interpretiert, reagiert nicht mehr nur auf das Gesagte, sondern auf eine „Sprengladung“ in sich.
Verantwortung übernehmen, statt Schuld abwälzen
Viele sehen sich als Opfer: „Der Chef macht Druck, die Kollegen sind unfähig, die Kunden sind unverschämt.“ Aber jeder von uns trägt eigene Themen mit sich herum. Diese auf andere zu projizieren, löst sie nicht, sondern verstärkt nur Missverständnisse und Konflikte.
Anstatt mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, sollten wir uns fragen: Was ist mein Anteil an der Situation? Damit sage ich nicht, dass du inakzeptables Verhalten dulden sollst. Ich sage: Steige aus der Opferrolle aus und übernimm die Verantwortung!
"Es ist wichtig, sich selbst zu verstehen, bevor man andere verurteilt."
Wie Selbstbewusstsein das Miteinander verbessert
Was wäre, wenn es einen Crash-Kurs für den Umgang mit unseren Mitmenschen gäbe? Oder besser gesagt: Einen Kurs für ein Miteinander ohne Crash? Statt nur Kommunikation, Rhetorik und Schlagfertigkeit zu trainieren, könnten wir eine mentale Grundlage schaffen: Wer bin ich, wie reagiere ich und warum?
Diese Selbstreflexion entschärft viele zwischenmenschliche „Bomben“. Wer sich seiner selbst bewusst ist, bleibt gelassener und wird weniger getriggert. Das verbessert nicht nur das Betriebsklima, sondern hilft auch im Freundeskreis und in der Familie.
Privatleben – eine andere Baustelle?
Warum es wichtig ist, sich selbst zu verstehen, bevor man andere verurteilt, zeigt sich da am deutlichsten, wo wir am authentischsten und verletzlichsten sind: im Privatleben. Eltern geben ungelöste Konflikte an ihre Kinder weiter, Freunde sind durch Kleinigkeiten gekränkt, und Partner fallen bei Meinungsverschiedenheiten in alte Muster zurück.
Das Prinzip ist dasselbe: Viele von uns projizieren ihre eigenen Themen auf andere, meist aus alten Verletzungen heraus. Nur weil uns im Job etwas gelingt, etwa uns besser zu beherrschen, heißt das nicht, dass wir das auch Zuhause können. Aber wenn du etwas privat schaffst, dann schaffst du das auch in jeder anderen Beziehung!
Selbstbewusstsein: Was du über dich wissen solltest
Alles beginnt mit der Beziehung zu uns selbst. Entscheidend dafür ist das Selbstbewusstsein, sich also über die eigenen Stärken, Schwächen, Ängste und Trigger im Klaren zu sein. Wer sich selbst versteht, weiß, warum er in bestimmten Situationen angespannt, wütend oder verunsichert reagiert.
Es bedeutet auch, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kennen und sie klar zu kommunizieren. Denn nur wer weiß, was ihn bewegt, kann respektvoll mit anderen umgehen. Kurz: Selbstbewusstsein ist die Grundlage, um nicht blind auf äußere Reize zu reagieren,sondern bewusst zu handeln.
"Wenn du etwas privat schaffst, dann schaffst du das auch in jeder anderen Beziehung!"
Ein sozialer Führerschein als Lösung?
Vielleicht brauchen wir eine Art „Beziehungsführerschein“. Damit meine ich keine offizielle Prüfung, sondern einen Grundkurs, der die psychologischen Grundlagen für den Umgang mit anderen vermittelt und uns hilft, selbstbewusst und verantwortungsvoll zu handeln. Denn wie im Straßenverkehr gilt auch im Miteinander: Wer sein eigenes Fahrzeug beherrscht, erreicht sicher sein Ziel.
Mit dem richtigen Wissen über uns selbst und andere können wir gesunde Beziehungen aufbauen, Missverständnisse vermeiden und Konflikte respektvoll austragen – sei es im nächsten Teamprojekt oder beim gemeinsamen Abendessen zu Hause. Du willst das auch? Dann mach den Anfang und komm ins öffentliche Training!